LOKSTOFF! nimmt sich die Freiheit, da zu spielen, wo das Leben ist!

Wir über uns

Wir von LOKSTOFF! Theater im öffentlichen Raum verstehen uns als offenes und engagiertes Kollektiv. Unsere Themen kreisen um die Probleme und Herausforderungen einer urbanen Gesellschaft, die der Gefahr ausgesetzt ist, dass sich die Menschen zunehmend voneinander, ihrer Arbeit und dem öffentlichen Raum entfremden. LOKSTOFF! besteht seit 2003 als eingetragener gemeinnütziger Verein und wurde von Wilhelm Schneck und Kathrin Hildebrand gegründet. Das Leitungsteam besteht heute aus den künstlerischen Leiter*innen Kathrin Hildebrand und Wilhelm Schneck und der Produktionsleiterin Nicola Merkle. Entsprechend den spezifischen Anforderungen der jeweiligen Projekte wird das Team ergänzt durch Kolleg*innen, Regisseur*innen, Musiker*innen, bildende Künstler*innen, Architekten*innen, Grafiker*innen und Kreative anderer Berufsgruppen.

Wir suchen konkrete Orte, die den zeitgenössischen urbanen Alltag spiegeln, wo Architektur und Infrastruktur das Leben bündeln und Menschen aufeinandertreffen. Die Orte werden atmosphärisch durch die Aufführung verdichtet. Es ist der Ort mit seinen Menschen, der das Drehbuch jeder Aufführung mitschreibt und das Zugpferd des jeweiligen Abends bildet.

LOKSTOFF! spielt aber nicht nur im und für, sondern auch über den öffentlichen Raum. Wir thematisieren den öffentlichen Raum in seiner politischen, kulturellen und urbanen Dimension, um das Publikum für unsere Fragestellung zu sensibilisieren und zum Nachdenken einzuladen. Das Spielen im öffentlichen Raum dramatisiert also nicht nur die Orte der Öffentlichkeit, sondern schärft das Bewusstsein über den Stellenwert und die Bedeutung von Öffentlichkeit und öffentlichem Raum für ein funktionierendes Gemeinwesen. Als solches betrachtet sich LOKSTOFF! als gesellschaftlich engagiertes Theater, das sich für die Bewahrung und die Stärkung des öffentlichen Raumes einsetzt.

Durch die Proben und Vorstellungen im öffentlichen Raum werden Menschen auf uns aufmerksam, die selten oder noch nie im Theater waren. Viele Passant*innen, die uns durch Zufall sehen, kommen als Publikum wieder. Insbesondere junge Menschen fühlen sich durch die ungewöhnlichen Orte und die direkte Aktion angesprochen. LOKSTOFF! macht Theater sichtbar. Wir bringen es zu den Menschen und erreichen so ein theaterfernes Publikum, das durch die Interaktion im öffentlichen Raum neugierig gemacht wird.

Seit nunmehr 20 Jahren hat LOKSTOFF! 33 Produktionen realisiert, nachhaltig zur Poetisierung unseres urbanen Alltags beigetragen und mit einer 98%igen Auslastung über 170.000 Zuschauer*innen erreicht.

Foto aus dem Stück Himmel über Stuttgart

Himmel über Stuttgart – Engel I (2010)


Auszeichnungen

2021 Amadeu Antonio Preis für „Gegen das Vergessen – Erinnern für das Morgen“
2020 Ferry Porsche Challenge für die Produktion „Familienabend für Schüler“
2020 Rahel-Straus-Preis/Sonderpreis Kunst für das Projekt „Familienabend“ der Regionalen Arbeitsgruppe von „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ der Landesarbeitsgemeinschaft Baden-Württemberg
2018 Asphalt Festival Düsseldorf mit „Himmel über Düsseldorf – Engel 2“ in Kooperation mit Projekt-il Düsseldorf
2017 1. Preis „Innovative Theaterprojekte mit Geflüchteten“ vom Bundesverband für Theaterpädagogik in Berlin
2015 Ausgezeichnet als Integrationshelden in der bigFM Initiative für Integration
2015 Preisträger „6Tagefrei“ Tanz- und Theaterpreis der Stadt Stuttgart und des Landes Baden-Württemberg
2014 Stuttgarter Bürgerpreis im Bereich Kultur
2012 Festival „Use the City“ in Kosice, Slowakei, mit der Produktion Heaven above Kosice – Angel 1
2004 Innovationspreis Forum Region Stuttgart

Der Trailer von LOKSTOFF!

Durch das Laden dieses Videos werden von YouTube Cookies gesetzt, Ihre IP-Adresse gespeichert und Daten an YouTube übertragen.
Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung


LOKSTOFF! Sozial

Von 2008 bis 2010 arbeiteten wir erfolgreich im theaterpädagogischen Bereich für die Projekte „Komet“ und „In the streets“. 2012 begannen wir unser interkulturelles Engagement für Integration und gegenseitiges Verständnis mit den „Revolutionskindern“, für welches wir den Stuttgarter Bürgerpreis im Bereich Kultur erhielten und von „JEP-Kultur macht stark“ bis 2016 gefördert wurden.

Darauf aufbauend haben wir 2014 den kulturellen Sprachkurs „Sprache macht stark“ für jugendliche Flüchtlinge ins Leben gerufen. 2015 folgte die Premiere von „Pass.Worte. Wie Belal nach Deutschland kam“ in einem eigens dafür umgebauten Schiffscontainer. Das Stück beruht auf den wahren Begebenheiten der Flucht eines Schülers unseres Sprachkurses und soll daran erinnern, dass hinter jedem Fluchtschicksal eine individuelle Geschichte und ein Name stehen. Die Produktion erreichte über 12.000 Schüler*innen, die wir in unserem Container begrüßen durften und erhielt den 1. Preis „Innovative Theaterprojekte mit Geflüchteten“ vom Bundesverband für Theaterpädagogik in Berlin.

Von 2018 bis 2020 arbeiteten wir gemeinsam mit unserem Jugendensemble an der Performance #ichsehedich. Ein Projekt über Toleranz, Verständnis und Entgegenkommen im öffentlichen Raum. In #ichsehedich entwickelte das Jugendensemble unterschiedliche Stücke und Performances. Ein Manifest der Jugend, ein Parteiprogramm, ein Ruf der Gemeinschaftlichkeit.

2021 entwickelten wir gemeinsam mit Luigi Toscano die Produktion „Gegen das Vergessen – Erinnern für das Morgen“. Diese Produktion wurde im Rahmen seiner Ausstellung in Stuttgart präsentiert. In drei Wochen erreichten wir über 800 Schüler*innen. Darüberhinaus haben wir ein mobiles Konzept entwickelt, mit welchem die Jugendlichen als Botschafter*innen des Projektes die Evidenz und Aktualität dieser Ausstellung in das Umfeld der Schulen tragen können. Für dieses multimediale Erinnerungsprojekt erhielt LOKSTOFF! 2021 den Publikumspreis der Amadeu-Antonio-Stiftung. Dank einer Förderung des Zentrum für kulturelle Teilhabe war es LOKSTOFF! 2023 möglich mit Expert*innen ein Vermittlungsformat zu entwickeln, Produktionen für Menschen mit Beeinträchtigungen erlebbar zu machen. Für Zuschauende mit Höreinschränkung durch die Verdolmetschung in die Deutsche Gebärdensprache, für sehbeeinträchtigte Zuschauer*innen durch Live-Audio-Deskription. Dieses Konzept wurde anhand der Produktion „Ich bin Dein Labyrinth“ entwickelt, siehe Trailer. Wir möchten langfristig unser Angebot erweitern, um allen Menschen kulturelle Teilhabe zu ermöglichen.


LOKSTOFF! International

Seit 2010 arbeitet LOKSTOFF! mit dem Istanbuler Theater „Altidan Sonra Tiyatro /Kumbarace 50“. Ziel der ersten Kooperation war ein Stück über ein und dasselbe Thema in den jeweiligen Kulturkreisen. Dabei herausgekommen sind „Himmel über Stuttgart – Engel 1“ bzw. „Himmel über Istanbul – Melek 1“, zwei Stücke über die Metapher des Engels, die als Gastspiele auch in den Partnerstädten gezeigt wurden.

Gefördert durch Tandem konnte 2012 mit „Grand Hotel Abgrund“ eine zweite Kooperation realisiert werden. Es folgten weitere Kooperationsprojekte: „Sorunlu Insan Kaynagi“ feierte 2014 in einer Istanbuler Galerie Premiere und war anlässlich des 15-jährigen Jubiläums des Deutsch-Türkischen Forums in Stuttgart zu Gast.

2016 setzte LOKSTOFF! seine internationale Kooperation unter dem gemeinsamen Oberbegriff HAYMATLOS fort. Seit 2018 ist die analoge Kooperation aufgrund der politischen Situation sehr schwierig. Die beiden Theater stehen aber weiterhin in engem Kontakt.
www.altidansonra.com

Seit 2018 ist LOKSTOFF! Teil des internationalen Projektes Theatre without borders mit Partner*innen in Polen, Israel, Schweden und Griechenland.
www.theatre-without-borders.com

Unsere Philosophie

Jedes Nachdenken über das Thema des öffentlichen Raums muss bei dem Werk des amerikanischen Soziologen Richard Sennett "Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität" ansetzen.

Die Horizontalspannung

Als "Horizontalspannung" bezeichnen wir die Innen-Außen-Spannung zwischen Privatraum und öffentlichem Raum. Wir gehen davon aus, dass eine lebensfähige und lebenswerte städtische Gemeinschaft und Kultur nur auf dem Gleichgewicht dieser Räume beruhen kann. Wenn die Balance zwischen Privatheit und Öffentlichkeit nicht mehr stimmt, und die Menschen sich in den Privatraum zurückziehen, führt dies zu einer "Rückkehr ins Stammesleben", einem Auseinanderdriften der Gesellschaft in eine Vielzahl von geschlossenen Gesellschaften, die keinerlei Begegnungsraum mehr verbindet. Der Fremde außerhalb der bekannten Sphäre wird damit potenziell zur Projektionsfläche von Ängsten und Phantasien.

Die Vertikalspannung

Das von Peter Sloterdijk in seinem Buch "Du musst dein Leben ändern" entwickelte Konzept der "Vertikalspannung" beschreibt Zustände, in denen Individuen sich unter einen hohen Anspruch stellen und durch Übung aktiv daran arbeiten, zu wachsen.

Der Körper der Stadt

Michel Foucault beschreibt in "Der utopische Körper", dass die Vorstellung meines Körpers als einer mir wahrnehmbaren Ganzheit die eigentliche Utopie, also unvorstellbar ist. Da ich keinerlei Außensicht auf ihn habe, nehme ich meinen Körper nur in Fragmenten wahr. Das gleiche gilt für den Körper der Stadt. Sie ist für mich nur in Fragmenten (in einzelnen Stadtteilen) erfahrbar. Der Körper der Stadt in seiner Ganzheit ist nicht erfassbar. So, wie ich meinen Körper nur fragmentarisch ertasten und erfahren kann, muss der Körper der Stadt in seinen einzelnen Teilen erkundet und "abgetastet" werden.

Resümee

Die Horizontalspannung thematisiert das Innen und Außen im öffentliche Raum. Die Vertikalspannung thematisiert den Menschen in seinem Bemühen zu wachsen. Der Körper der Stadt ist die Sphäre, innerhalb derer sich Horizontalspannung und Vertikalspannung treffen.

Diese drei Aspekte lassen sich in dem einfachen Satz zusammenführen: Wo leben wir, wie leben wir, was wollen wir? Das "Wo" ist der Körper der Stadt als Ganzheit, die sich aus zahlreichen Orten als ihren Teilen zusammensetzt. Das "Wie" stellt sich in Innen-Außen-Verhältnissen dar. Das "Was" stellt sich in Wertebezogenen Oben-Unten-Verhältnissen dar. In unserer Arbeit geht es uns darum, diese drei Aspekte theatral erfahrbar zu machen.

(Werner Kolk, Dramaturg bei LOKSTOFF!)